Sowohl sein Ehrgeiz in vieler seiner Kickbox-Weltmeisterschaften, seine Bescheidenheit, als auch seine Aufrichtigkeit sprechen für die Vorbildrolle, die Gökhan Arslan verkörpert, mit dem wir eine sehr nette Unterhaltung führen durften. Ehrgeiz, Disziplin und Respekt sind die wesentlichen Werte, die unser Sportler zunächst erwähnte und uns außerdem von seinen erfolgreichen und inspirierenden Geschichten erzählte.
Lernen wir Sie zunächst einmal kennen
Ich bin 1976 in Erzincan geboren. Bis 1992, d.h. bis zu meinem 16. Lebensjahr ging ich dort auf das Industrietechnische Gymnasium. Nach dem Erdbeben am 18. März 1992 sind wir zu unseren Verwandten nach Deutschland gezogen. Zunächst zog ich nach Stuttgart-Esslingen und fing das Arbeiten an. Ab 2009 begann mein Leben als professioneller Sportler.
Wann fingen Sie mit dem Kickboxen an und wie lange machen Sie bereits diese Sportart?
Ich begann mit dem Kickboxen im September 2000 in Nürtingen. Am Anfang nur als Amateur, 3 Monate später kam ein Angebot zu einem Kampf, daraufhin fing meine Reise an.
Können Sie für die Laien unter unseren Lesern von der Philosophie des Kickboxens erzählen? Was sind hierbei die Besonderheiten?
Die größte Besonderheit im Kickboxen ist der Respekt und die Disziplin dem Gegenüber. Eine Sportart, die Respekt voraussetzt, nicht einfach das Schlagen eines Menschen. Eine Sportart mit Regeln und Gesetzen, die nur im Ring ausgeübt werden kann. Es benötigt hartes Training und Disziplin. Disziplin, gegenseitiger Respekt und Toleranz sind ganz wichtig. Es beeinflusst die eigene Entwicklung sehr stark. Das Gehirn muss schnell und agil arbeiten können. Aus diesem Grund werden Kindern mit Konzentrationsschwäche stets Individualsport empfohlen. Es steigert ebenso die Intelligenz.
Wie wir wissen haben Sie viele Meisterschaften gewonnen. Können Sie von diesen etwas erzählen?
2006 bin ich Weltmeister der Profis geworden. Mein Leben hat sich eben danach verändert. 2003 nahm ich bei der Weltmeisterschaft der Amateure in Irland teil mit der türkischen Nationalmannschaft. Das war ein Wendepunkt in meinem Leben und der Übergang zu den Profis, wo ich viele Kämpfe bestritt. Entsprechend der Zahl und Scores erhielt ich ein Angebot für einen Kampf um einen Weltmeistergürtel.
Nach dem Sieg erhielt ich meinen ersten Weltmeistergürtel 2006. 2010 gewann ich meine größte Meisterschaft. 2011 verteidigte ich meinen Titel als Weltmeister. 2012 gewann ich auch einen Gürtel und wollte eigentlich ein Jubiläum feiern. Jedoch gab es 2013 noch einen offenen Gürtel, der Verband hatte sonst keine weiteren Gürtel zu vergeben und motivierte mich, diesen auch zu holen. In diesem Kampf gewann ich mit einem K.O. in der 4. Runde, gewann den 4. der großen Weltmeistergürtel und verabschiedete mich vom Ring.
Ihre Kinder gehen nun auch Ihren Weg und bestreiten ihre Meisterschaften.
Deniz ist als jüngster Weltmeister in die Geschichte eingegangen. Er gewann mit 11 Jahren die Weltmeisterschaft. In der Arena in Karlsruhe gewann er unter den tausenden von Internationalen als 11-jähriger in einer Altersgruppe von 13-jährigen. Die Zwillinge Taylan und Selina sind 2013 in Köln im Alter von 13 Jahren Meister geworden. Deniz hat später die Kategorie und in die professionelle Liga gewechselt. 2015 wurde er Deutscher Meister, im selben Jahresende Europameister und 2016 wurde er mit dem Sieg des größten Weltmeistergürtels als der jüngste Weltmeister eingetragen. 2016 sind Deniz und Taylan in der sog. Kickbox-Olympiaden-Arena Weltmeister geworden. Im Moment fokussieren sie sich auf ihre Schule, danach machen sie dort weiter, wo sie aufgehört haben.
Was können Sie unseren Lesern für Tipps geben, die mit Sport beginnen möchten? Gibt es bestimmte Bedingungen für das Kickboxen oder kann das jeder machen?
Hierfür gibt es keine Bedingungen. Ich hab in meiner Schule einen 56-jährigen, der Deutscher Meister geworden ist. Man darf nicht denken, dass man zu alt ist, wer möchte, schafft es auch. Wichtig ist der Glaube und der Wille. Wer beginnt, muss nicht damit rechnen, dass man kämpfen muss. Sport wirkt sich stets positiv auf ihr Berufs- und Privatleben aus.
Die Tiger-Sportakademie Nürtingen hat letztens sein 1-jähriges gefeiert. Wir berichteten auch in unserer Zeitschrift davon. Können Sie uns mehr davon erzählen? Wird nur Kickbox unterrichtet oder gibt es auch andere Sportarten zur Auswahl?
Ja, es war das 1-jährige, aber das 6. Jahr meiner Schulen. 2012 hatten wir die Tiger-Sportakademie gegründet. In 6 Jahren haben wir mehr Erfolg geschaffen als Schulen, die bereits seit 25 Jahren existieren. Das war natürlich nicht mein alleiniger Verdienst. Meine Kinder haben hier einen großen Beitrag dazu geleistet. Meine Ehefrau Meliha Arslan und mein Trainer Tomy Punch haben mir auch viel geholfen. Tomy kümmert sich in der Schule um die Kinder, als wären sie seine eigenen. Wir haben ein Stadion in Nürtingen erworben und in eine Schule umgewandelt. Es wurde zu einer der größten Schulen in Deutschland. Nicht nur Kickboxen, es gibt auch Boxen und Krav Maga, Kinderkarate und Kinderboxen. Es gibt sehr viele Arten. Wir haben ein Lehrerteam von 12 Personen. Die Schule arbeitet sehr organisiert, wir haben eine gute Arbeitsteilung.
Gibt es eine letzte Message, die Sie an unsere Baden Haber Leser vermitteln möchten?
Wir haben eine enge Beziehung zu Baden Haber. Sie berichteten stets über unsere Meisterschaften und unser Sportler-Dasein. Hierfür bedanke ich mich sehr. Jede Ausgabe kommt auf meinen Bürotisch. Eine derartige Arbeit muss man immer aus Überzeugung unterstützen. Ich wünsche Baden Haber viel Erfolg für die Zukunft.