”Buchhaltung des Vorjahres”: etwas, was wir fast alle in den ersten Tagen des neuen Jahres tun. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine finanzielle Abrechnung. Öfters geht es darum zu ermitteln wie viele Menschen man für sich gewonnen hat und von wie vielen Menschen man betrogen worden ist. Freunde, die einem die Kräfte entrauben, denen Sie jedoch so nah wie die eigenen Familienmitglieder standen und vertrauten, haben Ihnen eigentlich im letzten Augenblick, selbst wenn sie sich der Tatsache nicht bewusst waren, eine letzte Güte erwiesen. Jedes Mal wenn sie Ihnen in den Rücken gefallen sind, haben sie Ihnen die ‚unerträgliche Leichtigkeit der Unversöhnlichkeit‘ beigebracht.
Ist Vergebung immer ein richtiges Verhalten und sogar ein Akt der Großzügigkeit? Oder betrügen und trösten wir uns dabei, mithilfe unseres Abwehrmechanismus, selbst, in dem wir verzeihen?
IST JEDER MENSCH UND JEDER FEHLER VERZEIHBAR?
Ich weiß, dass Ihnen die obigen Fragen, in einer Welt, wo es nur so von unendlichen Weisheiten wimmelt wenn es um Vergebung geht und die bedingungslose Vergebung heutzutage als eines der grundlegendsten Elemente der persönlichen Entwicklung auferlegt wird, möglicherweise etwas teuflisch vorkommen können und für etwas Verwirrung sorgen werden. Diese Fragen, die mich schon sehr lange beschäftigen, werde ich, mit Verlaub, basierend auf aufgezwungene Erfahrungen und Schlussfolgerungen interner Auseinandersetzungen, versuchen zu beantworten.
Um Antworten auf die obigen Fragen zu finden, ist es sehr wichtig, dass Sie vor allem wissen, ob das zu vergebende Ereignis, versehentlich oder absichtlich erfolgte. Hat Ihr Gegenüber Sie unbeabsichtigt verletzt und ist aufgrund der Geschehnisse verlegen, oder ist es eine Person, die Sie vorsätzlich und mutwillig verletzt, marginalisiert und ignoriert? Und noch schlimmer: lächelt Ihnen der Heuchler jedes Mal ins Gesicht anstatt sich zu entschuldigen? Voraussetzung für die Vergebung ist, dass der Täter sein Bedauern erkennt, dies ausdrückt und sich entschuldigt. Jede andere Akt der Vergebung mit einem anderen Hintergrund kann dazu führen, dass man sich selbst als ‚gnädig‘ betrachtet. Man lässt sich zudem noch von diesem Gefühl leiten und schadet somit dem eigenen Selbstwertgefühl in hohem Maße.
Heutzutage versucht man Menschen zu einer ‚übermäßig goldigen‘ Verhaltensweise zu erzwingen. Obwohl Sie es eventuell nicht bemerken, schaden Fehlentscheidungen in Bezug auf Vergebung Ihrem Selbstrespekt. Vergessen Sie bloß nicht: Wenn der Gott, der als der größte Vergebende bekannt ist, jedes Mal und zwar bedingungslos vergeben würde, würde der Begriff ‚Hölle‘ nicht existieren.
Zusammenfassend sollten Sie Ihre Geduld und Energie lieber an Ihre wahren Freunde widmen, die Sie tatsächlich verdienen, anstatt sie an (alte) Freunde zu vergeuden, die Ihre Gefühle vorsätzlich und mutwillig verletzt haben. Nicht viele aber gute Freunde sollte man haben. Wenn jemand sein wahres Gesicht gezeigt hat, sollte man das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Sie dürfen nicht zulassen, dass man Sie erneut verletzt. Denken Sie daran, Sie sollten immer das Wertvollste im Leben sein. Sie sollten Ihre Liebe, Ihre Zeit, Ihre Freundschaft, Ihre Toleranz mit denen teilen, die Sie verdienen. Das ist die absolute Voraussetzung Ihres Glücks. Die Wertschätzung gegenüber denjenigen, die Sie nicht verdienen führt zu nichts anderem als Ungerechtigkeit gegenüber denen, die Sie wirklich wertschätzen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Bleiben Sie gesund…
Psychologe Kutay Ürkmen
Verzeihen Sie nicht -Psychologe Kutay Ürkmen
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